Das berühmte Weingut liegt im Norden der Gemeinde Pauillac im gleichnamigen Bereich im Médoc (Haut-Médoc, Bordeaux). Direkt daran angrenzend liegt das Château Lafite-Rothschild. Mouton ist das französische Wort für „Schaf“ (Widder) und ein Widderkopf ist auch das Logo das Hauses - ein solcher aus Gold hängt in der Eingangshalle des Châteaux. Eigentlich ist aber die Bezeichnung von „Mothon” abgeleitet, was „Hügel“ oder „Erhebung“ bedeutet. Der Ursprung des Anwesens ist eine Parzelle namens „Clos de Mouton“ in Besitz des Notars Jacques de Ségur (+1691). Dieser berühmten Adelsfamilie gehörten riesige Ländereien, darunter auch die Vorgänger der drei Weingüter Château Latour, Château Lafite-Rothschild und eben auch Château Mouton-Rothschild. Der Enkel Nicolas-Alexandre de Ségur (1697-1755) zog die endgültige Grenze zwischen den Teilen Lafite und dem benachbarten Mouton, die sich vom Terroir her und damit auch im Weinstil grundsätzlich unterscheiden.
Um das Jahr 1725 wurde der Mouton-Teil an den Baron Joseph de Brane verkauft und „Château Brane-Mouton“ benannt. Bis 1830 blieb es in Besitz dieser Familie und ging in diesem Jahr für 1,124 Millionen Francs an den Pariser Bankier Isaac Thuriet (manche Quellen nennen allerdings 1825 und der Bankier wird auch in der Schreibweise Thuret angegeben). Dieser verkaufte das damals 35 Hektar Rebfläche umfassende Anwesen dann am 11. Mai 1853 an den Baron Nathaniel de Rothschild (1812-1870) vom englischen Zweig dieser großen Familie. Der Baron war drei Jahre zuvor mit seiner Frau Charlotte (eine Cousine) von London nach Paris gezogen, um in der Bank seines Schwiegervaters und Onkels Baron James de Rothschild (1792-1868) zu arbeiten. Baron James kaufte dann 15 Jahre später das Château Lafite und fügte den Namen Rothschild an.
Baron Nathaniel gab seinem neuen Besitz den Namen „Château Mouton-Rothschild“. Zu jener Zeit bestand es nur aus einigen Scheunen und Hallen, ein Château existierte noch nicht. Bei der Bordeaux-Klassifizierung 1855 erhielt das Weingut „nur“ den zweiten Rang „Deuxième Cru Classé“. Man fügte aber sozusagen als „Trostpflaster“ den Titel „Premier des Seconds“ (Erster der Zweiten) hinzu. Auf Nathaniel folgte sein Sohn James (1844-1881), der mit dem Bau eines herrschaftlichen Hauses begann. Es wurde erst durch seine Witwe Thérèse beendet. James Rothschild folgte sein Sohn Henri (1872-1947), der aber weniger an Wein, als an Kunst interessiert war. Das Gut wurde in seiner Zeit ziemlich heruntergewirtschaftet, wozu auch Misswirtschaft und unlautere Aktivitäten von Mitarbeitern beitrugen. Sein Sohn Philippe de Rothschild (1902-1988) hatte als Jugendlicher während des Ersten Weltkrieges einige Zeit auf dem Weingut verbracht und Gefallen am Landleben gefunden. Er machte seinen Vater auf die Missstände aufmerksam und wurde von ihm zu seiner Freude mit der Leitung beauftragt.
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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach