Das traditionsreiche Weingut liegt in der Gemeinde Macau im Médoc (Bordeaux). Der Name geht auf den Adeligen Chevalier Pons de Cantemerle zurück, der im Jahre 1241 ein großes Landgut erwarb. Nach mehreren Besitzwechseln wurde es im Jahre 1579 von Baron Jehan de Villeneuve gekauft und blieb dann über drei Jahrhunderte lang in Besitz dieser Familie. Im Jahre 1892 wurde das Anwesen von der Familie Dubos erworben, die es im 1981 an die Versicherungsgruppe S.M.A.B.T.P. verkaufte. In der Folge wurden große Geldsummen investiert, um die Kellertechnik auf den neuesten Stand zu bringen.
Bei der Bordeaux-Klassifizierung 1855 erhielt das Gut den fünften Rang (Cinquième Cru Classé). Auf der im April veröffentlichten Liste war es jedoch noch nicht enthalten. In der Original-Liste aber ist es ganz am Ende in einer deutlich erkennbar anderen und kleineren Handschrift angeführt. Es gab viele Gerüchte bis hin zu Bestechungs-Vorwürfen der nachträglichen Manipulation. Der Cantemerle-Wein wurde damals zum großen Teil nach Holland exportiert. Deshalb schien er in den französischen Preislisten (wichtige Basis für die Einstufung) nicht auf und wurde dadurch nicht berücksichtigt bzw. vergessen. Erst nach heftigem Protest der Besitzer und mehrmonatigem Streit wurde es nach der Weltausstellung im Dezember 1855 nachträglich am letzten Platz nach dem Château Croizet-Bages eingefügt. Angeblich hätte es den vierten oder sogar dritten Rang verdient. Aber dazu war man nicht bereit, denn das hätte die ganze Reihenfolge durcheinander gebracht.
