Die parlamentarische Republik am Südzipfel Afrikas mit den Hauptstädten Pretoria (Regierung), Kapstadt (Parlament) und Bloemfontain (Justiz) umfasst 1,221.037 km². Im Süden und Südosten grenzt Südafrika an den Indischen Ozean, im Westen an den Atlantischen Ozean, im Norden an Namibia, Botswana und Simbabwe, im Nordosten an Mosambik und im Osten an Eswatini (bis 2018 Swaziland). Das Königreich Lesotho wird als Enklave von Südafrika umschlossen.
Südafrika war ab 1652 eine niederländische und ab 1797 (mit Unterbrechungen) bis 1910 eine britische Kolonie. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs baute die weiße Bevölkerungsminderheit unter der politischen Führung der National Party die Apartheidsstrukturen autoritär aus. Nelson Mandela (1918-2013) wurde 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt und erhielt für seine Bemühungen für die Beendigung der Apartheid den Friedensnobelpreis.
Der holländische Arzt Jan van Riebeeck (1619-1677) gründete 1652 das nach dem 45 km südlicher liegendem Kap der Guten Hoffung benannte Kapstadt und pflanzte 1655 am Fuße des Tafelberges in der Nähe der heutigen Hauptstadt die ersten aus Europa mitgebrachten Rebstöcke. Der erste Jahrgang war ein 1659er mit 15 Liter Muskateller-Wein. Ab Ende des 17. Jahrhunderts waren es dann aus ihrer französischen Heimat vertriebene 200 Hugenotten, woran der Name des Anbaugebietes Franschhoek (Franzosen-Ecke) erinnert, sowie deutsche und holländische Weinbauern, die den südafrikanischen Weinbau weiterentwickelten. Ihre Nachfahren spielen bis heute eine bedeutende Rolle.
Der holländische Gouverneur Simon van der Stel (1639-1712) gründete die Stadt Stellenbosch und legte 1685 den berühmten Weinberg Constantia an, aus dem damals einer der legendärsten Süßweine der Welt namens „Vin de Constance“ erzeugt wurde. Im 17. Jahrhundert wurden große Mengen an Weinen im Portwein- und Sherry-Stil sowie Brandy nach England exportiert. Im 18. und im 19. Jahrhundert förderten die holländischen Gouverneure erfolgreich den Weinbau. Im Jahre 1885 erreichte die Reblaus auch Südafrika und richtete verheerende Schäden an.
Eine Rassentrennung wurde nach Gründung der Südafrikanischen Union 1910 eingeleitet und die schwarze Bevölkerung von der Wahl ausgeschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde sie verschärft und es entstand der Begriff Apartheid (afrikaans „apart“ = einzeln). Durch den dadurch erfolgten Boykott vieler Länder wurde Südafrika zunehmend vom Export abgeschnitten. Im Jahre 1918 wurde auf Grund einer Weinkrise (Überproduktion, schlechte Qualität, Konkurs vieler Betriebe) die KWV (Kooperatieve Wijnbouwers Vereniging van Zuid Afrika) gegründet.
Dieses staatliche Kontrollorgan beherrschte bis Anfang der 1990er-Jahre den südafrikanischen Weinbau. Die Apartheid-Politik wurde 1991 aufgegeben und das Recht auf Landbesitz für alle geöffnet. Die Nachfrage stieg sprunghaft an und Wein hat sich zu einem der wichtigsten Exportgüter entwickelt. Im Jahre 2002 wurde die gemeinnützige Organisation WIETA gegründet, die sich unter anderem um verbesserte Arbeitsbedingungen in der Weinindustrie kümmert.
Es gibt 4.000 Traubenerzeuger, rund 60 Cooperatives (Winzergenossenschaften), 500 private Weingüter & Kellereien und über 20 Großhändler. Das größte südafrikanische Weingut ist Nederburg (Paarl), wo der erste südafrikanische Botrytis-Wein namens Edelkeur von Günter Brözel (neben Tim Hamilton Russel) einer der südafrikanischen Weinbau-Pioniere) produziert wurde. Hier findet jährlich eine bedeutende Auktion statt. Die KWV International spielt als Produzent und Handelshaus eine wichtige Rolle. Ein weiterer Großbetrieb ist die Stellenbosch Farmer’s Winery (SFW).
Eine Spezialität sind die nach der Art des Portwein hergestellten, süßen Dessertweine. Aus Chenin Blanc und den Muskat-Sorten werden in großen Mengen einfache, mit Kohlensäure versetzte Bubblies (Perlweine), aber auch Schaumweine nach der Méthode cap classique erzeugt. Die vom Professor Abraham Isak Perold (1880-1941) kreierte Sorte Pinotage liefert Kap-Spezialitäten mit tiefdunklen, vollmundigen Rotweinen. Ab den 1950er-Jahren wurde durch Verwendung von Edelstahltanks eine temperaturkontrollierte gekühlte Gärung besonders für Weißweine üblich.
Das Klima ist ideal für den Weinbau. Die Nähe zum Atlantik und zum Indischen Ozean prägt den „Wein zwischen zwei Ozeanen“. Es gibt einen langen, meist sonnigen Sommer und (von Mai bis September) einen milden, aber feuchten Winter. Der kalte Wind aus Südost heißt „Cape Doctor“, weil er die Luft reinigt. Die Winzer fürchten ihn, weil er die Reben beschädigen kann. Man unterscheidet vom Klima, Bodentyp und Weintyp her zwei Hauptregionen.
Das sind die regenreichere Coastal Region mit zumeist trockenen...
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Egon Mark
Diplom-Sommelier, Weinakademiker und Weinberater, Volders (Österreich)