Bezeichnung für die Weintraubenernte. Der traditionell als Weinlesebann bezeichnete Beginn wurde früher von den amtlichen Organen jährlich festgelegt und nach altem Brauch durch das Gebirgsaufschießen öffentlich verkündet. Heute kann dies weitgehend frei von jedem Winzer selbst bestimmt werden. Der Qualitätsbegriff Spätlese hat keine zeitliche Bedeutung mehr. In Österreich muss bei einem Prädikatswein eine Absichtserklärung am Tag der Lese an das Gemeindeamt erfolgen. Ein optimaler Reifezustand der Weintrauben wirkt sich auf die Weinqualität aus. Die Phase zwischen Weinlese und Pressen bzw. nachfolgender Gärung sollte möglichst kurz sein, um unerwünschten Sauerstoffkontakt und Aromaverluste zu vermeiden.
Ein wichtiger Qualitätsfaktor ist die Art und Form der Lesebehälter, in denen die Weintrauben nach dem Abtrennen vom Rebstock gelagert und transportiert werden. Ein qualitativ hochwertiges Lesegut erfordert kleine und flache Behälter (wie im Bild links), um die Weintrauben nicht zu großem Druck auszusetzen und nach Möglichkeit unverletzt und schnell ins Presshaus bringen zu können. Damit wird die Gefahr der Verletzung und Verunreinigung durch Fäulnisbakterien verringert. Landes- und regionsspezifisch wie zum Beispiel in der Champagner wird sogar eine maximale Schütthöhe in Zentimeter vorgegeben. Je geringer, desto besser, aber auch aufwändiger ist der Lesevorgang. Es wird aber auch oft die traditionelle Butte verwendet.
Der ideale Zeitpunkt für die Weinlese ist dann gegeben, wenn die Trauben eine bestmögliche Ausgewogenheit zwischen dem Gehalt an Zucker und der zurückgehenden Säure aufweisen. Im Vegetationszyklus der Rebe ist dies die Maturation bzw. physiologische Reife. Mehrere Kriterien beeinflussen und bestimmen den optimalen Lesezeitpunkt. Das sind Klima (feuchtes Wetter bzw. Regen ist negativ, drohende Fäule oder zu hoher Wasseranteil), Rebsorte (es gibt je nach Reifezeitpunkt früh bis spät reifende Sorten), Verwendungszweck als Keltertrauben, Tafeltrauben oder Rosinen sowie gewünschter Weintyp (unterschiedlich für zum Beispiel Schaumweine, Spätlesen, Auslesen, Beerenauslesen,...
![]()
Es gibt unübersichtlich viele Quellen im Web, bei denen man sich Wissen über Wein aneignen kann. Doch keine hat den Umfang, die Aktualität und die Richtigkeit der Informationen des Lexikons von wein.plus. Ich benutze es regelmäßig und verlasse mich darauf.
Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen