Der Weingenuss spielte im jüdischen Leben bei allen Festen seit jeher eine bedeutende, rituelle Rolle, mit vielen Beispielen im Alten Testament der Bibel. Ein maßvoller Konsum wird den Gläubigen als der Gesundheit zuträglich empfohlen. Beim Sabbat wird Wein zu Beginn (Kiddusch) und am Ende (Havdala) getrunken. Am Beginn des Sabbats (Freitagabend) wird ein Becher mit Wein (Kidduschbecher) während der Feier viermal gefüllt. Zuerst spricht der Vater den Segen über den Wein: Gepriesen seist du, Gott unser Herr, Herrscher des Himmels und der Erde, der du die Frucht der Rebe geschaffen hast. Dann trinkt er einen Schluck Wein und reicht ihn an alle weiter.
Der Wein ist ein Symbol der Freude, dass Gott dem Jüdischen Volk den Sabbat geschenkt hat. Am Ende des Sabbats (Samstagabend) wird als Ritual ein Becher mit Wein so voll eingegossen, dass er überfließt. Dies soll den überströmenden Segen Gottes für den Sabbat und die kommende Woche sybolisieren. In diesem Zusammenhang wird des Öfteren auch der Begriff „Kiddusch-Wein“ (Segens-Wein) verwendet. Auch beim vom 15. bis zum 21. Nisan (erster Monat nach dem „religiösen“ Kalender) gefeierten Passahfest, das in Erinnerung an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und damit Befreiung aus der Sklaverei gefeiert wird, hat koscherer Wein eine ganz besondere Bedeutung.
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Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.
Andreas Essl
Autor, Modena