Bezeichnung (auch Ladfass) für ein spezielles Fass bei der Weinlese (Herbst). Der Name leitet sich vom althochdeutschen Wort „Leitfaz“ (auch Laytfaß) ab; unter „Leite“ wurde eine Fuhre, Ladung bzw. Wagenladung oder Mengenbezeichnung verstanden. Es hatte eine große Öffnung (erweitertes Spundloch), auf die eine Traubenmühle mit Trichter aufgesetzt wurde. Es wurde auf einem zweirädrigen Karren montiert, der bei der Weinlese von Pferden in den Weinberg gezogen wurde. Dort wurden die frischgelesenen Trauben sofort gemahlen und die Maische zum Weingut gefahren. Latfass wurde aber auch allgemein als Bezeichnung für den Behälter (auch Zuber) zum Transport von Weintrauben bzw. Most verwendet. Ein alter Brauch war es auch, dass nach beendeter Weinlese der so genannte Herbstmuck (ein weiblicher Lesehelfer mit einem aus Trauben und Weinblättern bestehenden Kopfschmuck) auf diesem Fass saß und beim letzten Transport damit zum Weingut gefahren wurde. Das Leitfass wurde noch im 20. Jahrhundert im Rheingau und am Mittelrhein verwendet. Siehe auch unter Brauchtum im Weinbau.
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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach