In vielen Ländern praktizierter Brauch, die nach der Weinlese (Hauptlese) auf den Rebstöcken verbliebenen (übersehenen) Weintrauben der Öffentlichkeit zu schenken, bzw. diese Nachlese für bestimmte Personengruppen wie Arme oder Kinder zuzulassen. Zum Teil war es in einigen Weinbaugebieten üblich, absichtlich einige Trauben für die Nachlese hängen zu lassen. An der Ahr und Mosel wurde mit der Glinnglocke nach dem Ende der Hauptlese das Zeichen für die Nachlese (Glennen, Gelinnen) gegeben. In der Bibel, Buch Lev. 19.10 wird aufgefordert, die Nachlese den Armen und Fremden zu überlassen.
Regional gibt es viele Begriffe: Afterbergen, Afterlesen, Ätzeln, Britschen, Glennen oder Gelinnen (Ahr, Mosel), Granen, Grappern, Grappillage (Frankreich), Kluppbergeln, Leskornen, Nachähren, Nachwimmeln, Prapsten, Prapstlen, Prapstnen, Pritschen, Retzeln, Rispen, Rispeln, Schnaudern, Schnäuken, Schüweln, Spigeln oder Spiegeln (Südtirol), Spor, Stoppeln (Pfalz), Sücheln, Strumpfeln, Stupfeln, Tarlosnen und Wolferl suchen (Österreich). Zur Bezeichnung wurden häufig die Wörter für die übersehenen Trauben (Leskorn, Stoppel, Wolf) mit „suchen“ kombiniert, zum Beispiel Leskorn suchen, Stoppel suchen oder Wolf suchen. Siehe auch eine Aufstellung anderer alten Gepflogenheiten unter dem Stichwort Brauchtum im Weinbau.
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Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen