Das Anbaugebiet liegt in Rheinland-Pfalz sowie zu einem kleinen Teil auch im Saarland in Deutschland. Der Fluss Mosel schlängelt sich auf seinem Weg von Trier bis Koblenz über 237 km, die Luftlinie beträgt aber nur 96 km. Die Weinberge umfassen 8.798 Hektar Rebfläche, die sich entlang der Mosel vom Quellgebiet in den Vogesen an der Grenze Luxemburgs bis zu ihrer Einmündung in den Rhein bei Koblenz sowie an den beiden Nebenflüssen Saar und Ruwer erstrecken. Diese drei Flüsse gaben dem Anbaugebiet den alten bis 2007 gültigen Namen Mosel-Saar-Ruwer.
Das Bild zeigt einen Blick von der Einzellage Calmont auf die Mosel mit der Gemeinde Bremm (Burg Cochem).
An der oberen Mosel liegen die ältesten Weinberge Deutschlands, hier betrieben die Römer schon im 1. Jahrhundert v. Chr. Weinbau und gründeten 15 v. Chr. die Stadt Augusta Treverorum, das heutige Trier. In Piesport und Erden sind noch Reste von alten römischen Pressen zu besichtigen. Ebenso weist das Neumagener Weinschiff auf die römische Weinkultur hin. Die beiden römischen Dichter Ausonius (310-395) und Venantius Fortunatus (530-610) beschrieben bei Bootsfahrten auf der Mosel die Schönheit der Landschaft. Im Mittelalter besaß der Orden der Benediktiner viele Weinberge entlang den Ufern der drei Flüsse, wovon viele Einzellagennamen bezeugen.
Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte (1769-1821) erließ nach der Besetzung dieses Gebietes im jahre 1807 ein Gesetz, dessen negative Nachwirkungen bis heute zu verspüren sind. Um Großgrundbesitz zu verhindern ordnete er die „Realteilung“ an, durch die bei einer Vererbung der Grundbesitz unter allen Nachkommen gleichmäßig aufzuteilen war. Die Folge war eine Zersplitterung in unzählige häufig extrem kleine Flächeneinheiten. Beim Wiener Kongress wurde im Jahre 1815 das ehemals kurtrierische Gebiet dem preußischen Staat zugeschlagen.
In der Folge gab es durch die königliche Regierung verschiedene Maßnahmen, um die wirtschaftliche Lage der Moselwinzer zu verbessern. Dazu zählen die Preußische Lagenklassifikation, die Gründung des Weinbauvereins sowie die Errichtung von drei Weinbaudomänen an Mosel und Saar, wodurch eine Blütezeit des Moselweinbaus eingeleitet wurde. Damit wurde die Tradition des großen Weinliebhabers König Friedrichs des Großen (1712-1786) fortgesetzt, der schon im Jahre 1769 am Südhang des Klausberges im Park Sanssouci in Potsdam einen Weinberg anlegen ließ.
Das Anbaugebiet zählt zu den wärmeren Klimazonen Deutschlands. Die Mosel übt so wie alle Gewässer eine positive Wirkung aus bzw. schafft dafür die Voraussetzung durch die Bildung von Talhängen. Der Weinbau profitiert von der idealen Kombination aus steilen, sonneüberflutenden Hängen, den die Sonne reflektierenden Schieferböden und optimalem Niederschlagsverhältnis. In einigen Steillagen ist die Bearbeitung nur mittels spezieller Geräte und Monorackbahnen möglich. Zu den steilsten Weinbergen der Welt zählt Calmont mit bis 68° Neigung.
Es gibt nur geringe Temperaturschwankungen. Das Klima ist von angenehmen warmen Sommern und nur mäßig kalten Wintern mit kaum Frösten geprägt. Die Böden bestehen am oberen Mosellauf aus Muschelkalk und Keuper, sowie am mittleren und unteren Mosellauf und in den Tälern von Saar und Ruwer aus Devon- und häufig auf der Hälfte der Weinberge vorkommendem, dunklem Tonschiefer. Das Schiefergestein speichert am Tag die Sonnenwärme und gibt diese nachts wieder ab, was für ein mildes Klima sorgt. Die Reben wurzeln in der Regel metertief im Boden bzw. Felsen.
Viele kleine Winzer bearbeiten die oft terrassierten Steilhänge in mühsamer Handarbeit und liefern ihre Trauben an große Kellereien. Mosel ist in sechs Bereiche mit 19 Großlagen und 524 Einzellagen gegliedert. Die 242 Kilometer lange Moselweinstraße beginnt direkt hinter der deutsch-französischen Grenze in Perl, verläuft am Fluss entlang und überquert ihn dabei mehrmals. Im Verlauf berührt sie viele berühmte Weinbaugemeinden und endet in Koblenz.
Das deutsche Weingesetz erlaubt es, den Bereichsnamen ohne den Zusatz „Bereich“ auf dem Etikett zu führen, sofern es keine Ortsnamen oder Einzellagen-Bezeichnungen gibt, mit denen es zu Verwechslungen kommen kann. Die Winzer von der „Saar“ hatten dies schon ab der Namensänderung praktiziert, für jene an der „Ruwer“ war dies aber nicht möglich. Im Jahre 2019 wurden inzwischen nicht mehr bewirtschaftete Lagen mit dem Namensteil „Ruwer“ im Stadtteil Trier-Ruwer aus dem Lagenverzeichnis gelöscht und damit das Anführen am Etikett ermöglicht.
Der Bereich Bernkastel oder auch Mittelmosel (ehemals Untermosel) bildet das Herzstück mit den meisten Weinbergen. Er erstreckt sich von Briedel im Norden flussaufwärts bis zur Moselmetropole Trier im Süden in einer Länge von etwa 50 Kilometern. Die Mosel durchfließt dabei das Gebiet in zehn relativ engen Schleifen. Der große Bereich umfasst knapp 6.000 Hektar Rebfläche und wird in die zehn Großlagen Badstube, Kurfürstlay, Michelsberg, Münzlay, Nacktarsch, Schwarzlay, St. Michael, Probstberg, Römerlay und Vom heißen Stein gegliedert.
Hier befinden sich die bekanntesten Moselgemeinden und Weinberge. Zu den berühmtesten Einzellagen des Bereiches und auch Deutschlands gehört Bernkasteler Doctor. Sie zählt zur renommierten Großlage Badstube mit (unüblicherweise) ausschließlich erstklassigen Lagen. Zum weitaus überwiegenden Teil bestehen die tiefgründigen Böden aus dunkelblauem verwittertem Devonschiefer mit oft hohem Steingehalt, in der Gemeinde Ürzig gibt es auch Rotliegendes (roter Sandstein). Die bekanntesten Weinbaugemeinden mit ihren Einzellagen:
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Prof. Dr. Walter Kutscher
Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien