Die Sortengruppe Piquepoul stammt aus Frankreich und zwar aus dem Département Vaucluse in der Provence. Synonyme sind Avello, Avillo, Fehér Piquepoul, Languedocien, Picapoll, Picabolla, Picapulla, Picboul, Picpoul de Pinet und Piquepoul de Pinet. Es handelt sich um eine sehr alte Rebe, denn bereits im Jahre 1384 wurde eine Sorte Picapoll Nigri = Piquepoul Noir erwähnt. Davon sind durch Mutation die beiden Spielarten Piquepoul Blanc und Piquepoul Gris entstanden. Trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer und Namens-Ähnlichkeiten darf sie nicht mit den eigenständigen Sorten Baco Blanc (Piquepoul du Gers), Picapoll Blanco, Folle Blanche (Piquepoul) oder Ondenc (Piquepout de Moissac) verwechselt werden. Die mittel bis spät reifende, ertragreiche Rebe ist anfällig für Botrytis und beide Mehltauarten. Der Name „Piquepoul = Lippenbeißer“ leitet sich vom hohen Säuregehalt der Weißweine mit Zitronenaroma ab. Das macht sie ideal für Verschnitte und Destillation. Bis zum Reblausbefall um das Jahr 1878 war sie die wichtigste Sorte für den Armagnac, wurde dann aber von der Sorte Ugni Blanc (Trebbiano Toscano) verdrängt. In der Region Languedoc-Roussillon ist sie bestimmender Bestandteil im Picpoul de Pinet und an der Rhône ist sie in den drei Appellationen Châteauneuf-du-Pape, Lirac und Ventoux zugelassen. Die französische Anbaufläche beträgt. 1.564 Hektar. Winzige Bestände gibt es auch in Australien (0,4 ha) und Südafrika (0,1 ha). Im Jahre 2016 wurden insgesamt 1.565 Hektar Rebfläche ausgewiesen (Statistik Kym Anderson).
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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach