Die Silber-Chlor-Verbindung (AgCl) wird für die Behandlung von Weinen verwendet, um gärungs- und lagerungsbedingte anormale Gerüche aufgrund von Reduktionsprozessen in Gegenwart von Schwefelwasserstoff und Thiolen zu beseitigen. Das Resultat sind verschiedene Weinfehler wie Böckser (Schwefelböckser) und Käseln. Häufig erfolgt die Anwendung von Silberchlorid in Verbindung mit Kupfersulfat, ist aber gegenüber diesem Mittel besonders bei Thiolen viel wirksamer. Die Verwendung wurde 1960 patentiert und allgemein praktiziert, wurde aber später in der EU verboten. Der Grund waren Bedenken bezüglich der Toxizität von Silber auf den menschlichen Organismus und Umweltbelastung. Dies hat sich jedoch durch Großversuche als unbegründet herausgestellt.
Gemäß EU-Verordnung ist seit August 2015 die Verwendung unter Einhaltung bestimmer Vorschriften wieder erlaubt. Die Durchführung muss durch einen Önologen oder qualifizierten Weintechnologen erfolgen. Das dem Wein zugegebene Silberchlorid muss auf ein inertes Trägermaterial wie zum Beispiel Kieselgur (Diatomeenerde), Bentonit, Kaolinerde etc. aufgetragen werden. Der Niederschlag muss durch ein physikalisches Verfahren wie Filtration (Schichtenfiltration) beseitigt werden. Der zulässige Restgehalt/Grenzwert im Wein darf maximal 0,1 mg/l (früher 0,5 mg/l) betragen. Siehe dazu auch unter ADI (Acceptable Daily Intake = täglich zulässige Menge).
![]()
Das Weinlexikon hilft mir, auf dem Laufenden zu bleiben und mein Wissen aufzufrischen. Vielen Dank für dieses Lexikon das an Aktualität nie enden wird! Das macht es so spannend, öfter vorbeizuschauen.
Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden