Ausgestorbener Beruf im Weingewerbe an den Orten der großen Weinhandelsplätze. Für das offizielle Amt des Weinvisierers wurden Personen eigens ausgebildet. Auf Grund der unterschiedlichen und nicht genormten Fassformate und Volumina war es erforderlich, den tatsächlichen Inhalt der vollen oder nur teilweise gefüllten Weinfässer ermitteln zu lassen. Dies erfolgte in indirekter Messung mit so genannten Visierstäben, die durch das obere Spundloch des Fasses schräg zu den beiden geraden Seitenwänden zum inneren unteren Ansatz der Fassdauben geführt wurden. Der Mittelwert der beiden Abmessungen ergab den jeweiligen Weininhalt. Der Fachbegriff dazu lautete auch „auslitern“. Die Berufsgruppe wurde auch Röder genannt. Sie war in Deutschland bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts tätig. Eine ähnliche Funktion für das Feststellen einer Weinmenge hatte der Ungelder. Siehe auch die Auflistung alter Berufe und Gepflogenheiten unter Brauchtum im Weinbau.
Früher benötigte man eine Fülle an Lexika und Fachliteratur, um im vinophilen Berufsleben up to date zu sein. Heute gehört das Weinlexikon von wein.plus zu meinen besten Helfern, und es darf zu Recht als die „Bibel des Weinwissens“ bezeichnet werden.
Prof. Dr. Walter Kutscher
Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien