Der ungarische Schriftsteller Béla Hamvas (1897-1968) studierte deutsche Philologie, war einige Jahre Journalist und von 1927 bis 1948 Bibliothekar in Budapest. Während der kommunistischen Herrschaft erhielt er Publikationsverbot, seine Werke wurden handschriftlich oder kopiert unter der Hand weitergereicht. Er sezierte die Gesellschaft und ihre Organe als die Klaviatur des Bösen. Im Jahre 1945 ist das auch in deutsch erschienene Buch „Philosophie des Weines“ entstanden. Das Werk wird häufig als Philosophie des „rechten Lebens“ und des Lebensgenusses verstanden und als politisches Pamphlet, als satirisches Essay, als gläubiges Manifest und als „Seelenführer“ ausgelegt. Der tiefreligiöse Autor verstand sein Werk als „Gebetbuch für Atheisten“. Ein kurzer Auszug: Das Wasser wird erst zum Wein, dann verwandelt sich der Wein ins Blut. Das Wasser ist die Materie, der Wein die Seele, das Blut der Geist. Aus der Materie wird Seele, aus der Seele Geist - das ist die zweifache Verwandlung, die wir hier auf Erden erleben müssen. Siehe auch unter Trinkkultur und Zitate sowie Weinbaupersönlichkeiten.
Das Glossar ist eine monumentale Leistung und einer der wichtigsten Beiträge zur Vermittlung von Weinwissen. Unter all den Lexika, die ich zum Thema Wein verwende, ist es mit Abstand das wichtigste. Das war vor zehn Jahren so und hat sich seither nicht verändert.
Andreas Essl
Autor, Modena