Der Beginn dieses Abschnittes im jährlichen Vegetationszyklus der Weinrebe liegt etwa sechs bis acht Wochen nach dem Austrieb. Der Zeitpunkt ist von der jahresspezifischen Temperaturentwicklung, den erreichten Temperatursummen am jeweiligen Standort sowie dem sortentypischen Wachstum unter wechselndem Wetter abhängig. Konstant warme Temperaturen bei guter Wasserversorgung beschleunigen die Geschwindigkeit des Triebwachstums und somit die Ausbildung des Blütenstandes (lat. Infloreszenz, je Land und Region auch Blühe, Dolde, Dotzen oder Geschein) am dritten bis siebten Triebknoten.
Die Blütenknospe der kultivierten Weinrebe ist zweigeschlechtliche. Rund 99% aller Weinreben dieser Welt sind sogenannte Zwitterblüten, deren zwei Geschlechter in einem Organ vereinigt sind. Die männlichen Sexualorgane sind die Staubgefäße oder Staubblätter (Stamen, Mz. Stamina), die aus dem stängelförmigen Staubfaden (Filament) und den an der Spitze sitzenden gelblichen Staubbeuteln (Antheren) bestehen. Die Gesamtheit der Staubblätter einer Blüte wird als Androeceum bezeichnet. Ein Staubbeutel enthält vier Pollensäcke, in denen die Pollenkörner mit den männlichen Gameten (Pollen, Blütenstaub) gebildet werden. In der Blüte umgeben fünf dieser freistehenden Staubgefäße kreisförmig das weibliche Geschlechtsorgan.
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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach