Der Kaiserliche Rat und Hofmedicus Hippolytus Guarinoni zu Hoffberg und Volderthurn (1571-1654) war Stadtarzt in Hall in Tirol (Österreich). Als Vertreter eines militanten Katholizismus veranlasste er maßgeblich die Erbauung der Karlskirche in Volders und begründete den antisemitischen Anderl-von-Rinn-Kult. Damals waren die Kretzerweine sehr beliebt, die durch sofortiges Abpressen und Vergären ohne Maische produziert wurden (hellgekelterte, einem Rosé ähnliche Rotweine). Guarinoni bekämpfte dieses Verfahren mit drastischen und teilweise absurden Anschuldigungen und bezeichnete den Wein abfällig als „hitzeerzeugendes Malefizgetränk“, „Saugeschlepper“ und „größten Unflat auf Erden“. Stattdessen propagierte er die mittels Maischegärung im großen stehenden Behälter (Stander) die „Vergärner-Weine“. Über dieses Thema veröffentlichte er im Jahre 1610 ein umfangreiches Werk mit dem marktschreierischen Titel „Von Grewelen der Verwüstung Menschlichen Geschlechts“. Die für dieses Verfahren besonders geeignete Rebsorte Vernatsch (Schiava Grossa) wurde dadurch in Südtirol populär und immer mehr angepflanzt. In diesem Buch wurden auch die damals bekanntesten Tiroler Weine beschrieben, unter anderem waren dies Botzner, Brixner, Calterer Seewein, Cartätsche (Kurtatscher), Epaner, Grisser, Missaner, Nalser, Schappser (Schabser) und Vernätscher (aus der Sorte Vernatsch = Schiava Grossa). Rotwein galt ihm als Heilmittel, weil nach seiner Meinung kein anderes Getränk besser mit dem Blut zusammenpasse und nach dem Genuss desselben in Blut verwandelt werde.
