Bezeichnung für einen charakteristischen Geschmack im Rahmen einer Weinansprache. Er zeichnet sich durch eine eingedickt und teils auch getrocknet wirkende Frucht, viel Alkohol und eine gewisse Süße aus. Letztere ist nicht unbedingt auf tatsächlich vorhandenen Restzucker zurückzuführen, sondern mehr auf die hohe Traubenreife und den Alkohol. Oft kommen auch schokoladige und kandiert-nussige Aromen vor, sind aber meist eine Folge des Ausbaus in neuem Barrique. Vor allem Rotweine aus sehr warmen bis heißen Jahrgängen oder Herkunftsgebieten, aber auch aus bewusst überreif gelesenen Trauben weisen häufig likörige Aromen auf. Bei manchen Weinstilen ist dies durchaus gewollt, etwa beim Amarone und ähnlichen Weinen. Häufiger jedoch ist dies unbeabsichtigt, geht auf Kosten der Feinheit und führt zu negativer Beurteilung bzw. Weinbewertung. Likörige Noten sind aber keinesfalls eine typische (wie man vielleicht fälschlicherweise vermuten könnte), sondern nur seltene Eigenschaft von Süßweinen. Es gibt jedoch nach speziellen weinrechtlichen Bestimmungen produzierte Likörweine.
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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach