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Bestäubung

Bezeichnung (auch Befruchtung, Besamung) für die Pollenübertragung auf die weiblichen Blütenteile; siehe unter Blüte.

Der Beginn dieses Abschnitts im jährlichen Vegetationszyklus der Weinrebe liegt sechs bis acht Wochen nach dem Austrieb. Der Zeitpunkt ist von der jahresspezifischen Temperaturentwicklung, den erreichten Temperatursummen am jeweiligen Standort sowie dem sortentypischen Wachstum unter wechselndem Wetter abhängig. Konstant warme Temperaturen bei guter Wasserversorgung beschleunigen das Triebwachstum und somit die Ausbildung des Blütenstandes (lat. Infloreszenz, auch Blühe, Dolde, Dotzen, Geschein) am dritten bis siebten Triebknoten.

Blüte - weibliche Narben mit Sekret und Graphik Weintraube

1 = geöffnete Rebblüten nach dem Abwurf der Käppchen mit dem klebrigem Narbensekret an der Spitze (weiblich), wo die Pollen/Samen (männlich) kleben bleiben und die Befruchtung einleiten; 2 = Weintraube

Zwitterblüte

Die Blütenknospe der kultivierten Weinrebe ist zweigeschlechtlich. Rund 99% aller Weinreben sind Zwitterblüten, deren zwei Geschlechter in einem Organ vereinigt sind. Die männlichen Sexualorgane sind die Staubgefäße oder Staubblätter (Stamen, Mz. Stamina), die aus dem stängelförmigen Staubfaden (Filament) und den an der Spitze sitzenden gelblichen Staubbeuteln (Antheren) bestehen. Die Gesamtheit der Staubblätter einer Blüte wird als Androeceum bezeichnet. Ein Staubbeutel enthält vier Pollensäcke, wo die Pollenkörner mit den männlichen Gameten (Pollen, Blütenstaub) gebildet werden. In der Blüte umgeben fünf dieser freistehenden Staubgefäße kreisförmig das weibliche Geschlechtsorgan.

Das weibliche Geschlechtsorgan besteht aus zwei miteinander verwachsenen Fruchtblättern (Karpellen), die im Inneren zwei Fächer mit Samenanlagen beinhalten. Deshalb zählt die Weinrebe zu den bedecktsamigen Blütenpflanzen. Das Organ besteht aus den Fruchtknoten (Ovar) mit den weiblichen Eizellen und die zu bestäubende Narbe. Daduch wird  die Befruchtung gegenüber eingeschlechtlichen Pflanzen wesentlich erleichtert. Zu 99% erfolgt eine Selbstung (Selbstbefruchtung), sodass keine fremde Hilfe oder Einfluss (wie z. B. Wind oder Bienen) notwendig ist.

Blüte - Graphik

Bild links zeigt eine geschlossene Rebblüte, das Bild Mitte das Abwerfen der Käppchen vor der Bestäubung und Bild rechts die Blütenknospe in voller Blüte kurz vor der Bestäubung bzw. Befruchtung. 1 = fünflappige Krone (Käppchen), 2 = Narbe, 3 = Staubbeutel, 4 = Staubfaden, 5 = Griffel, 6 = Fruchtknoten, 7 = Nektarien (Honigdrüsen), 8 = Kelch.

Fruchtknoten, Griffel und Narbe

Der Fruchtknoten geht an seiner Spitze in den Griffel über, der in der Narbe (Stigma) endet. Die scheibenförmige Narbe ist ein schwammiges Gewebe, das klebrige Sekrete abscheidet (Bild oben), wodurch beim Befruchtungsvorgang die Pollen kleben bleiben. Die Pollen können von der eigenen Blüte, Blüte desselben Gescheins, Blüte von anderem Geschein desselben Rebstocks oder Blüte eines anderen Rebstock stammen. An der Basis der Staubgefäße und des Fruchtknotens befinden sich fünf Nektardrüsen (Honigdrüsen), die zu einem Ring (Diskus oder Kelch) verwachsen sind.

Fünf schwach ausgebildete Kelchblätter (Sepalen) und fünf zu einem Käppchen zusammen gewachsene grüne Blütenblätter (Petalen) bedecken in Form eines umgekehrten Kelches die Staubgefäße und den Fruchtknoten. Diese gelbgrüne Blütenhülle (Käppchen, Mützchen, Perianthium) wird zu Beginn der Blüte abgeworfen, danach kann die Bestäubung durch die Pollen und die daran anschließende Befruchtung erfolgen.

Blüte - Blüten vor und nach dem Abwurf der Käppchen

1 = geschlossene Blütenknospen vor dem Abwurf der Käppchen; 2 = eine geöffnete Blütenkospe nach dem Abwurf des Käppchens, 3 = ein Geschein in Vollblüte mit rund der Hälfte befruchteter Blütenknospen

Blüte - Vollblüte mit 50% befruchteter Blüten

Beginn der Blüte

Je nach zonalem Klima, Mikroklima und Sonneneinstrahlung findet die Blüte auf der nördlichen Halbkugel ab Mitte Mai bis Juli statt (in Mitteleuropa fällt der Beginn nach alter Winzerregel auf den 24. Juni = St. Johannistag, plus oder minus acht Tage), auf der südlichen Halbkugel von November bis Mitte Dezember. Im Gegensatz zu vielen anderen Blütenpflanzen sind die Blüten des Rebstocks klein, grüngelb und wegen des Fehlens von Kronblättern und Schaublüten eher unscheinbar. Aus den Einzelblüten bilden sich mit der Fruchtreife die einzelnen Beeren der Weintraube.

Vorblüte

Im Vorblütestadium streckt sich die Längsachse des Blütenstands, dann spreizen sich die seitlichen Verzweigungen mit den noch dicht an dicht stehenden, geschlossenen Einzelblüten ab. Mit zunehmender Entwicklung lösen sich die Einzelblüten aus dem Blütenverband, schwellen an und verfärben sich kurz vor dem eigentlichen Blühbeginn ins Grün-Gelbliche. Der Beginn der Blüte wird angesetzt, wenn sich bei trockenem, warmem Wetter die ersten zu einem Blütenkäppchen verwachsenen Kronblätter (Perianthium) vom Blütenboden lösen. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit werden die Käppchen mittels ausgeklügeltem Sprungmechanismus abgeworfen, so dass die nach Honig duftenden Narben frei liegen und...

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