Über die Herkunft der Pinotrebe gibt es viele Hypothesen. Eine Abstammung von der von Columella (1. Hälfte 1. Jhdt) und Plinius dem Älteren (23-79) erwähnten antiken Rebsorte Allobrogica ist nicht zu verifizieren. Für die Vermutung, dass sie von Ägypten über Griechenland nach Frankreich gekommen ist, fehlen genetische oder botanische Belege. Dass sie Kaiser Karl der Große (742-814) an den Rhein gebracht und dort auf seiner Pfalz Ingelheim (Rheinhessen) anpflanzen ließ, ist nicht beweisbar (aber nicht unmöglich). Dass sein Urenkel Karl III. genannt der Dicke (839-888) die Sorte im Jahre 884 in Nähe des Bodensees in seinem „Königsweingarten“ anpflanzen ließ, ist nicht belegt, da in dem betreffenden Dokument keine Sortennamen genannt werden. Und last but not least ist auch der auf Grund des Synonyms Clevner vermutete Ursprung Italien unwahrscheinlich.
Als Urheimat der Pinotrebe wird das Gebiet zwischen Genfer See (Schweiz) und dem Rhônetal (Frankreich) vermutet. Der Orden der Zisterzienser brachte sie im Mittelalter in den Rheingau, von hier verbreitete sie sich dann in ganz Europa. Der französische Begriff „Pinot“ leitet sich nach der wahrscheinlichsten Variante von der langgezogenen Form der Pinot-Trauben ab, die dem Zapfen einer Kiefer (frz. „pin“) recht ähnlich sind. Bei den Pinotsorten handelt es sich aber keineswegs um eine Familie, da dies fälschlicherweise verschiedene Verwandtschafts-Verhältnisse assoziiert. Vielmehr sind sie aus Mutationen einer Pinot-Ursorte entstanden. Ebenso werden aber auch Klonmutanten dazugezählt, das sind gegenüber Mutanten nur „geringfügig“ veränderte Abkömmlinge. Auf jeden Fall zählten sie im Mittelalter zu den „edleren“ Fränkischen Sorten:
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Thorsten Rahn
Restaurantleiter, Sommelier, Weindozent und Autor; Dresden