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Ungarische Bezeichnung für einen Weintyp des Tokajer; siehe dort.

Der wohl bekannteste und berühmteste Wein Ungarns ist nach der Stadt Tokaj im Nordosten nahe der Grenze zur Slowakei und der Ukraine benannt. Das Wort „Tokaj“ ist hunnisch-türkischen Ursprungs und bedeutet „Wald am Fluss“. Es wurde erstmals Ende des 11. Jahrhundert in einer Chronik erwähnt, wo der Übergang eines kumanischen Heeres über den Fluss Theiß bei „Thocoyd“ beschrieben wird. Ungarischen Weinbau größeren Umfangs begründete König Béla IV. (1235-1270), den ersten Aufschwung im Tokajer-Gebiet gab es im 13. und 14. Jahrhundert. Wann der erste Tokajer Aszú produziert wurde, ist unklar, aber er zählt sicher zu den ersten Weinen, die aus botrytisierten edelsüßen Beeren gewonnen wurden. Das Tokajer-Gebiet wurde im Jahre 2002 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. 

Tokajer - Gemälde 16. Jahrhundert

Das Bild zeigt die Weinberge von Tokaj in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die als Burg von Rákóczi genannte Festungsanlage wurde 1705 auf Anordnung von Franz II. Rákóczi (1676-1735) abgerissen.

Historie des Tokajer

Zur „Erfindung“ des Tokajers existieren zahlreiche Legenden. Angeblich wurde schon im Jahre 1562 beim Konzil von Trient Papst Pius IV. (1499-1565) ein Tokaji Aszú überreicht, worauf er bemerkte: „Summum pontificem talia vina decent!“ („Solcher Wein gehört auf den päpstlichen Tisch“). Die erste dokumentarische Erwähnung erfolgte in einer Schrift aus dem Inventar der Garay Familie mit dem Datum 15. Mai 1571. Bereits im Jahre 1590 taucht der Begriff „Vinum passum-aszu szeőleő bor” (Wein aus Aszúbeeren) im posthum erschienenen Werk „Nomenclatura“ von Balázs Szikszay Babricius (+1576) auf. Und im Jahre 1635 werden auf einer Liste des Rákóczi-Kellers „7 Fass (das Göncer Fass war die Standardgröße) und 2 Àntalag (= kleines Fass) Aszúszőlő-Bor“ (= Aszútrauben-Wein) erwähnt. Zu den Gütern des Fürsten György Rákóczi I. (1600-1660) gehörte unter anderem auch das Tokajergebiet Tokaj-Hegyalja.

Geburtsstunde 1651

Als um das Jahr 1631 wieder einmal einer der zahlreichen türkischen Überfälle drohte, beschloss der zuständige Hofprediger Máté Szepsi-Laczkó (1576-1633) mit der Weinlese zu warten, bis die Gefahr gebannt sei. Während des langen und sonnigen Herbstes begannen die Beeren zu schrumpfen und die Edelfäule setzte ein. Die Winzer wurden angewiesen, bei der Lese die Trauben des Weinberges Oremus gesondert abzupressen.

Zu Ostern des Jahres 1651 wurde dann der erste „Tokajer Ausbruch“ (Trockenbeerenauslese) der Fürstin Zsuzsanna Lorántffy kredenzt. Die Ungarn ehren deshalb Szepsi-Laczkó heute noch als „Aszú-Erfinder“. Aus dem Jahre 1707 stammt eine nationale Bewertung für die ungarischen Weinregionen. Die Gebiete wurden darin in fünf Kategorien bzw. Qualitätsklassen unterteilt. Nur das Gebiet Tokaj-Hegyalja wurde als erstklassig klassifiziert. Zu diesem Zeitpunkt begann die große Bedeutung des Bereiches als wertvolles Handelsprodukt bewusst zu werden.

Berühmte Liebhaber

Ab dem 17. Jahrhundert spielte der Tokajer eine wichtige Rolle an vielen Herrscherhöfen. Liebhaber waren z. B. Franz-Joseph I., Maria Theresia, Friedrich der Große, Victoria I. und Wilhelm II. Viele berühmte Schriftsteller und Komponisten erwähnten den Tokajer in ihren Werken; u. a. Ludwig van Beethoven, Johann W. von Goethe (Faust), Heinrich Heine (Buch der Lieder), Friedrich von Schiller (Wallenstein), Franz Schubert, Bram Stoker (Dracula), Johann Strauß Sohn (Fledermaus), Theodor Körner (Weinlied), Nikolaus Lenau (Mischka an der Theiß) und Voltaire (Gottesbeweis).

1733 wurde vom russischen Zarenhof in Tokaj eine eigene Weinkaufs-Kommission eingerichtet. Die Zarin Elisabeth Petrowna Romanowa (1709-1762) orderte am 8. November 1745 per Schreiben eine Lieferung von 375 Fässern und bemerkte: „Und wenn auch nur eine Möglichkeit besteht, schicken Sie mit Boten wenigstens drei Antal (Fässer von ca. 75 Liter), die ich hier nirgends besorgen kann, wo ich doch ohne den Wein nicht sein kann, wie auch Sie wissen“.

Vinum Regum - Rex Vinorum

Unter Katharina der Großen (1729-1796) wurden durch eine Kosakenabteilung die Lieferungen zu ihrem Wohnsitz in St. Petersburg eskortiert. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. (1638-1715) verlieh ihm den Titel „Vinum Regum - Rex Vinorum“, auf deutsch „Wein der Könige - König der Weine“. Der Tokajer wurde auch als diplomatische Waffe eingesetzt. Als die Türken 1686 aus Budapest vertrieben wurden, wollte Fürst Ferenc Rákóczi II. (1676-1735) das nun befreite Ungarn als eigenständiges Königreich etablieren. Um sich mit Ludwig XIV. zu verbünden, sendete er diesem einen edlen Tokajer. Auch Kaiser Franz-Joseph I. (1830-1916) benutzte den Wein zu diplomatischen Zwecken, er begrüßte die englische Königin Victoria (1819-1901) jedes Jahr zu deren Geburtstag mit einer Sendung Aszú.

Blütezeit

Die Blütezeit des Tokajer Weinhandels war in der Glanzzeit der Herrscher-Familien Rákóczi und Bercsényi im 17. und 18. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden die meisten der unzähligen Weinkeller (allein in Tokaj 185) in die dafür hervorragend geeigneten Lößböden gegraben, wofür es den Berufsstand des Kellergräbers gab. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfolgte ein Rückgang durch kriegerische Ereignisse, wodurch die Weinberge unbearbeitet blieben oder vernichtet wurden, sowie durch wirtschaftlich verordnete Maßnahmen, besonders in der Regierungszeit von Maria Theresia (1717-1780). Es wurde nur soviel Ausfuhr an Tokajer Weinen gestattete, als an österreichischen Weinen eingeführt wurde. Im Jahre 1745 sendete die Herrscherin der russischen Zarin Elisabeth (1709-1762) 600 Flaschen davon. Auch Papst Benedikt XIV. (1675-1758) erhielt eine Sendung und dieser bedankte sich mit einem außergewöhnlichen Zitat.

Fälschungen

Im 19. Jahrhundert gab es Weinverfälschungen in großem Umfang, was zum schlechten Ruf des Tokajers beitrug. Es gab sogar detaillierte Rezepte, zum Beispiel stand in einem Werk aus 1875: Man nehme 100 l Normalwein; 15 l Rosinen-Essenz; 0,5 l Bittermandel-Essenz; 0,1 l...

Stimmen unserer Mitglieder

Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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