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Standraum

Bezeichnung für die Fläche in m², die dem einzelnen Rebstock zur Verfügung steht. Sie ergibt sich aus der Gassenbreite und Stockabstand; siehe unter Erziehungsform.

Die Erziehungsform in einem Weingarten ist ein wesentlicher Faktor bezüglich der gewünschten Ertragsmenge und der Weinqualität. Besonders beim Anlegen einer neuen Rebfläche oder einer Neuorganisation der Bewirtschaftung, wie zum Beispiel bei einer Umstellung auf Biologischen Weinbau, sind die dafür erforderlichen Maßnahmen zu entscheiden. Der planmäßige Aufbau einer Rebfläche bzw. das Pflanzen von Rebstöcken unter Einhaltung aller Gesetze, Beachtung aller Kriterien und die erforderlichen Maßnahmen sind detailliert unter dem Stichwort Rebenaufbauplan beschrieben.

Erziehungsform - Drahtrahmenerziehung mit Kordonschnitt

Das Bild zeigt einen Weingarten im Bereich Santenay im französischen Burgund. Er ist mit Pinot Noir-Reben bepflanzt, die in einer niedrigen Drahtrahmen-Erziehungsform im Kordonschnittform erzogen sind.

Begriffsdefinition

Es gibt eine Fülle von verschiedenen Erziehungsformen, um ganz gezielt den Wuchs der Weinrebe zu lenken. Der Rebstock ist eine Kletterpflanze (Liane), die sich nicht selbst aufrecht halten kann und daher eine Kletterhilfe oder Trägerstruktur benötigt. Die Wildreben ranken sich zumeist an jungen Bäumen hoch und wachsen mit diesen in die Höhe. Für eine längere Bewirtschaftung und zwecks möglichem Einsatz von Maschinen wie z. B. Traubenvollernter müssen die Rebstöcke ihre Form behalten und dürfen nicht (was sie tun würden) immer höher wachsen.

Der Mensch hat deshalb schon vor Tausenden Jahren begonnen, die Triebe zu kürzen und künstliche Unterstützungs-Einrichtungen wie Pfähle bzw. Stickel, Gestelle und Latten mit gespannten Schnüren oder Drähten zu verwenden. Eine entscheidende Maßnahme in der Winterpause des Vegetationszyklus ist der Rebschnitt, bei dem das einjährige Holz beschnitten wird. Mit jährlichen Maßnahmen (Winterschnitt, Sommerschnitt und Laubpflege) wird den Auswirkungen der Apikaldominanz entgegengewirkt, um das gewählte System auch zu erhalten.

Historische Systeme

Aus bildlichen Darstellungen ist belegt, dass schon die Ägypter bewusst Reben zur Weinerzeugung gezogen haben. Ein bekanntes Beispiel ist das vom Grab des Chaemwese in Theben um 1450 v. Chr. Es werden verschiedene Weinbereitungs-Schritte wie die Traubenlese und das Vergären in Behältern, sowie die Beladung eines Schiffes mit Amphoren dargestellt. Die im Bild gezeigte baldachinförmige Überkopf-Erziehungsform ähnelt einem Pergola- bzw. Spaliererziehungs-System. Die meisten Funde stammen aus der Stadt Luxor in Oberägypten.

Ein privates Weingut wird in Inschriften aus dem Grab des Metjen beschrieben, eines hohen Beamten in der 4. Dynastie (2620 bis 2500 v. Chr). Dieser besaß in Sakkara im Nildelta eine große Anlage mit Weingärten, die in der Inschrift beschrieben werden: Ein sehr großer Teich wurde angelegt, Feigen und Trauben wurden gepflanzt. Bäume und Trauben wurden in großen Mengen gepflanzt und es wurde sehr viel Wein daraus gemacht.

Erziehungsform - Grab des Chaemwese

Bei den Römern wurden auf vier Pfählen Balken gelegt, so dass eine Art Kammer entstanden ist. Der historische Kammertbau (Bild links) war noch Anfang des 20. Jahrhunderts im deutschen Weinbau in der Pfalz verbreitet. Das Bild rechts zeigt eine mittelalterliche Darstellung von Arbeiten im Weingarten um das Jahr 1180. Es handelt sich offensichtlich um die damals wahrscheinlich in vielen Ländern weit verbreitete Form der Einzelpfahlerziehung.

Erziehungsform - Kammertbau und Weinbergsarbeiten

Kriterien für die Erziehungsform

Die Kriterien für die Wahl der idealen Erziehungsform sind neben traditionellen Gepflogenheiten der Bodentyp, der gewünschte Ertrag, die klimatischen Verhältnisse, die Rebsorte mit deren Wüchsigkeit und Tendenz in die Höhe oder Breite zu wachsen, die leichtere Bekämpfung oder präventive Verhinderung von Rebstock-Krankheiten sowie Erfordernisse der Bewirtschaftung. Ein bestimmtes System ist auch oft weingesetzlich vorgeschrieben. In der Champagne sind nur vier Systeme abhängig der Rebsorte zugelassen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sich die Formen drastisch mit dem Ziel Rationalisierung und Möglichkeiten zur mechanisierten Weingartenpflege.

Das Ziel aller Systeme ist eine möglichst gute Laubwandstruktur zwecks Qualitätssicxherung und Quantität, arbeitswirtschaftliche Vorteile und Nutzung vorhandener Umwelt-Ressourcen. Für die Auswahl ist es auch entscheidend, ob Keltertrauben für Weinbereitung oder Tafeltrauben für Verzehr produziert werden sollen und welches Ernteverfahren (manuell oder mechanisch) angewendet wird. Die Erziehungsformen werden nach Stammhöhe, Abstand zwischen den Rebstöcken, Art der Befestigung der neuen Fruchtruten oder Erfinder (z. B. Jules Guyot) benannt.

Bepflanzungsformen

Durch den winterlichen Rebschnitt wird festgelegt, wo und wie viele neue Triebe im Frühjahr aus den verbliebenen Winterknospen auswachsen, wovon sich die Gestalt des Rebstocks entwickelt. Bezüglich der Wahl des Erziehungssystems haben folgende Punkte Einfluss auf die Trauben- bzw. spätere Weinqualität:

Traubenzone

Die Höhe der Traubenzone ist ein Faktor für den Arbeitsaufwand und die Anfälligkeit für bestimmte Rebstock-Feinde. Je bodennäher, desto arbeitsaufwändiger wird die Pflege und umso eher können in regenreichen Gebieten Pilze auf die Weintrauben gelangen und vor allem Botrytis, Falscher Mehltau und Schwarzfäule verursachen. Ein Vorteil in nördlichen...

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Dominik Trick

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Dominik Trick
Technischer Lehrer, staatl. geprüfter Sommelier, Hotelfachschule Heidelberg

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